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Beitrag vom 22.09.2008
Sisters – Gender Riots
Tatjana Zilg
Einige der besten femininen Stimmen aus der deutschen Soul-, Hip Hop – und Reggae Szene schlossen sich zu einem engagierten Musikprojekt zusammen, das über die Produktion von Alben ...
… und gemeinsamen Konzerten weit hinaus geht. Die afrodeutschen Musikerinnen bringen ihre starken Texte frech und selbstbewusst zu Gehör.
Schon vor sieben Jahren entstand die Idee, neben den eigenen Projekten gemeinsam an Songs und Konzepten zu arbeiten, die einen soziokritschen Blickwinkel auf die gegenwärtige Situation in Deutschland werfen und zugleich mit viel Drive, Witz und Humor funkige, soulige und poppige Elemente zu einem tanzbaren und unterhaltsamen Sound verbinden. 2001 nannten sie sich "Sisters Keepers", 2008 starten sie in veränderter Besetzung als "Sisters" mit einem temperamentvollen Album, Konzert-Touren und Schul-Projekten durch. Als Verein "Sisters e.V." organisieren sie mit Unterstützung der Bundeszentrale für politische Bildung mehrere Schultouren mit dem Titel "Afrodeutsch" und diskutierten bereits in vielen Schulen mit mehreren Hundert SchülerInnen. Auch in anderen Rahmen nehmen sie an Podiumsdiskussionen teil und führen Hip Hop- und Gesangsworkshops durch.
Beteiligt sind Onejiru, Mamadee, Meli, Nicole Hadfield, Tamika, Noah Sow und Namusoke. Die sieben Sisters haben vor kurzem durch die Einladung des Goethe-Institutes eine sehr erfolgreiche Italien-Tournee absolviert. Zum Herbstbeginn sind sie auf deutschen Bühnen zu sehen. Am 25. September spielen sie im Glashaus der arena Berlin. Als Gegenpart zu den Teenager-Lokalmatadorinnen aus dem Kinoerfolg "Prinzessinnenbad" sprechen sie mit provokanten Wortwitz alles aus, was sie stört und wütend macht. Dabei knöpfen sie sich die unmittelbare Umgebung wie Cliquen, Familie, Jugend- und Kiezkultur genauso vor wie größere Zusammenhänge. Jeder Zeile ist anzumerken, wie sehr sie sich mit Themen wie Gender, Rassismus, Bildungs- und Umweltpolitik und rechter Gewalt auseinandersetzen.
Die Songs sind von Esprit und musikalischer Handschrift unterschiedlich angelegt. Jede der Sisters hat ihre eigenen Songs, in denen sie die Leading Voice einnimmt und ihren persönlichen Blickwinkel präsentiert. Verbindendes Element ist dabei immer die charismatische Frauenpower, die sie als Gruppe ausstrahlen.
Der Intro Song "Gender Riots" greift den Albumtitel auf und reißt mit einem rasanten Hip Hop Beat und Highlight-setzenden Ska Posaunen die HörerInnen unweigerlich mit in die Reise durch die musikalischen Welten der afrodeutschen Künstlerinnen, die sich mit ihren eigenen Projekten bereits wichtige Positionen in der Musikszene erobert haben. Ein besonderer Reiz liegt darin, dass einige der Songs wie "alle diese frauen" und "so viele jahre" in Deutsch gehalten sind. Der direkte Bezug auf die urbane Kultur im eigenen Land kommt so noch stärker herüber. Andere Songs wie "trippin" und "funkin" überzeugen durch eine funky hookline wie aus Motown Zeiten herbeigerufen, moderne Pop-Welten werden in "play with fire" erkundet.
Weiterhören auf AVIVA-Berlin: Zoe und Freshlyground.
Weiterlesen auf AVIVA-Berlin: Noah Sow - Deutschland Schwarz Weiß. Der alltägliche Rassismus
Die Sisters im Netz: Myspace
AVIVA-Tipp: Der Groove dieses Septetts geht ungemein ins Blut und lässt nicht nur revolutionäre Herzen höher schlagen. "Gender Riots" bietet eine große Auswahl an jederzeit hörbaren Songs, die durch die wunderbar ausgefeilten Soul-Stimmen zu qualitativ hochwertigen musikalischen Erlebnissen werden, und zugleich eine unmissverständliche Botschaft für mehr Aufmerksamkeit für aktuelle gesellschaftspolitische Themen sind.
Sisters
Gender Riots
Label: Echo Beach, Indigo, VÖ August 2008